Überlingen Mühlbachstraße: Sanieren, wo einst fünf Mühlen standen

Über einen Kilometer lang zog sich im Mittelalter der künstlich angelegte Mühlbach hin zwischen Nußdorf und Überlingen, am Nordufer des Bodensees und auf halber Höhe. Er versorgte fünf Mühlen mit Wasser, welche Mehl für die Stadt und für ihre Umgebung mahlten. Die Breite dieses Kanals diente den Überlingern sogar als Längenmaß: sie betrug 2,26 m. Heute verläuft an der Stelle des historischen Mühlbachs die gleichnamige Straße. Ihr östliches Drittel wird derzeit von Storzianern unter der Bauleitung von Christian Fischer im Tief- und Straßenbau komplett saniert.

Das historische Längenmaß Überlingens spielt bei STORZ-Polier Stephan Lehrmayer und seinen Kollegen keine Rolle. Was sie verlegen, misst sich eher in Millimetern. „Hier in der Mühlbachstraße legen wir 500er-Rohre für Mischwasser. Die kleine Stichstraße in Richtung Bodensee hat sogar 600er-Rohre bekommen.“ Lehrmayer fühlt sich auf dieser idyllisch gelegenen Baustelle sichtlich wohl. Hinter hohen Hecken erspäht man noch die eine oder andere Villa. Deren fantastische Aussicht auf den See kann man allerdings nur ahnen: „Schön hier, aber zum Bauen doch zum Teil recht eng.“

Zum Zeitpunkt des Besuchs arbeitet Lehrmayer mit drei Kollegen zusammen: mit dem erfahrenen Baugeräteführer Norbert Vochazer, dem jungen Facharbeiter Silas Hoppe und Timo Mink. Dieser befindet sich im ersten Lehrjahr des Ausbildungsgangs „Bauingenieur plus“. Wenige Tage später stocken Baugeräteführer Matthias Erath und Facharbeiter Jürgen Schweigle die Kolonne personell auf. „Bei uns finden Generationen zusammen“, sagt Lehrmayer, der sich immer wieder der Winterausbildung der STORZ-Azubis widmet. Auch Silas Hoppe gehörte bis vor kurzem noch zu seinen Zöglingen: “Macht große Freude zu sehen, was aus den jungen Leuten wird.“

Die können von den altgedienten Kollegen an dieser klassischen Kanalbaustelle mit Sicherheit einiges lernen. Neben der neuen Kanalisation aus Rohren und Schachtbauwerken werden auch Wasserleitungen sowie Breitbandkabel und Leerrohre verlegt. Die Gas- und Stromversorgung existiert bereits. Die Baugrube ist schmal und tief: Zwischen den Stahlplatten der Verbaubox geht es bis zu 4 m hinunter.

Trotzdem kommt man hier flott voran. „Mit zwei Baggern geht es recht schnell: Einer arbeitet im Vortrieb und hebt aus, der andere schüttet den Graben wieder zu.“ Seit November sanieren die Kollegen diesen Teil der Mühlbachstraße; bis Ende Juli wollen sie fertig sein.

Dann wird man sich hier auch über die neu angelegte Straße freuen dürfen. „Das wird alles wunderschön“, davon ist Stephan Lehrmayer überzeugt. Der Clou könnten dann die gepflasterten Parkbuchten sein. Deren Breite dürfte wohl in etwa an das historische Überlinger Längenmaß von 2,26 m erinnern: an die Breite des alten Mühlbachs.

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