B28 Rottenburg Tangente Ost: Himmlische Choreographie

Manche himmlischen Ratschläge kommen nie auf der Erde an, wie man spätestens seit Ludwig Thoma‘s Satire „Ein Münchner im Himmel“ weiß. Engel Aloisius verbringt seine Zeit lieber im Hofbräuhaus, als der bayerischen Staatsregierung auftragsgemäß die göttlichen Eingebungen zu übermitteln. An Rottenburgs Osttangente allerdings sorgen Informationen vom Himmel durchaus für eine brauchbare Choreographie. Hier nutzt man wie - auf vielen anderen Baustellen auch – ausgiebig die Segnungen der Satelliten- und der Digitaltechnik.

STORZ-Polier Sebastian Campe und Vorarbeiter Manuel Perez fachsimpeln gerade mit Blick auf das digitale Tachymeter, als man sie besucht. Ihr Rover steht über eine Basisstation in Verbindung mit zu diesem Zeitpunkt 13 Satelliten, die in zirka 20.000 km Entfernung in einem sogenannten Medium Earth Orbit (MEO) um unseren Planeten kreisen. Deren Daten erlauben es zentimetergenau zu arbeiten.

Und das bedeutet eine ausgesprochen große Hilfe auf dieser Baustelle. Bei der Verbreiterung der B28 in diesem Bereich nämlich muss man große Kompromisse eingehen, denn der Verkehr wird weitergeführt, wenn auch nur halbseitig auf jeweils zwei Fahrstreifen. Komplizierte und wechselnde Umleitungen sind nötig. In insgesamt fünf Bauabschnitten wird die sogenannte Osttangente bis Mitte des kommenden Jahres überarbeitet und neugestaltet. Dazu gehört der Einbau von neuen Kanälen ebenso wie von diversen Versorgungsleitungen. Diese Anschlüsse später wiederzufinden, wenn die Baustelle auf die andere Seite der Straße verlegt sein wird, wäre ohne die digitale Dokumentation und die Hilfe aus dem All ausgesprochen schwierig, sagen die Bauleute.

„Diese immer noch recht neue Technik ist schon fantastisch“, lobt Manuel Perez, dem es sichtlich gefällt, mit dem Rover zu arbeiten. „Hier gibt es deutliche Leistungssteigerungen auf allen Ebenen - sowohl bei der Erfassung der Geländedaten und der Erstellung eines digitalen Geländemodells bis hin zur Abrechnung“, sagt er: „Wenn man diese Technik beherrscht, dann ist sie für uns vor Ort eine deutliche Arbeitserleichterung.“

Trotz erleichterter und somit auch beschleunigter Arbeit verlangt die Osttangente von allen Beteiligten jedoch auch eine althergebrachte Tugend: Geduld. Bis Juli 2021 ist dies eine wandernde Baustelle im Auftragswert von 1,9 Mio. Euro, choreographiert vom Himmel aus.

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