Baustelle Neckartalbrücke bei Horb: Nervenkitzel am Steilhang

Manche Szenen prägen sich über viele Jahre ein. Wer erinnert sich nicht an das berühmte Werbe-Video, in dem sich ein Audi quattro scheinbar mühelos die Skisprungschanze im finnischen Kaipola hinaufarbeitet? Unter den Rädern Schnee - hinter dem Wagen gähnende Leere. Am Steuer ein legendärer Rallyefahrer: Harald Demuth. Das war 1986.

Gut 35 Jahre später musste man unwillkürlich an diese unglaubliche Szene denken beim Besuch an der Baustelle Neckartalbrücke in Horb. Hier realisierte STORZ ein ganz spektakuläres Projekt. Unterstützt wurde der Bereich Großprojekte dabei von einer Kanalbaukolonne der Niederlassung Tuttlingen, der Bodenverbesserungseinheit und der Brecherkolonne von STORZ Baustoffe. Die Aufgabe: Vorarbeiten erbringen für die Erschließung des nördlichen Baufeldes der neuen Neckartalbrücke. Verantwortlicher Bauleiter für das Projekt: Julius Hambsch.

„Mein erstes, für das ich allein die Verantwortung trage“, sagt dieser lächelnd beim Besuch Ende Juli. Seinen Ausbildungsgang „Bauingenieur Plus“ hat der 25-jährige erst im Frühjahr abgeschlossen. Großprojekte jedoch sind ihm alles andere als fremd: Während der Praxisphasen bei STORZ wurde er nämlich immer in diesem Bereich eingesetzt. Hier in Horb betreut er zusammen mit Polier Thomas Stadler den Bau einer Rampe, 250 m lang und zirka 90 m hoch – die künftige Baustraße auf dieser Talseite. Von der Sohle, einem ehemaligen Steinbruch, soll sie in einigen Wochen mit Steigungen bis zu 37 Grad den Steilhang hochführen. Dimensionen einer großen Skisprungschanze. Ihr Bau begann im Mai; man steht noch am Anfang. Am Hang gegenüber wird später fast spiegelbildlich eine ähnliche Rampe entstehen. Sie ist jedoch nicht als Baustraße vorgesehen, sondern als Leitungstrasse für Kanäle.

 

Reine Nervensache

„Mutig muss man schon sein, um hier zu arbeiten – das ist Nervenkitzel pur“, meint der Jungbauleiter anerkennend mit Blick auf zwei Kollegen: Benjamin Fürderer, der im Kurzheck-Bagger das Material verteilt, welches ihm Arlind Behluli im Dumper anliefert. Bis zu 20mal pro Stunde bugsiert Behluli seinen Kipper den steilen Abhang hinauf - im Rückwärtsgang! 150 bis 180 Ladungen pro Tag schafft er mit jeweils 8 m3 Bodenmaterial. Dieses hat zuvor Gerhard Müller von der Verbesserungskolonne mit einer Zement-Kalk-Mischung stabilisiert. Am Ende sollen hier 47.000 m3 Erdreich eingebaut werden.

„Es geht recht schnell voran“, sagt Hambsch. „Jeden Tag wächst unsere Rampe um 1,5 m in die Höhe.“ Jetzt, im Sommer, arbeite man noch am ersten Aufstieg der Rampe, dann werde es ein flacheres Zwischenstück geben, um schließlich richtig steil nach oben zu führen: „Nichts für schwache Nerven, denn diese Baustraße wird nur 5 m Breite messen.“ Wo Fürderer jetzt noch mit seinem Kettenbagger mit GPS-Hilfe arbeitet, sollen im kommenden Jahr schwerste Großbohrgeräte verkehren, welche den Bau der Brückenpfeiler vorbereiten. Etwas für Schwindelfreie also.

Wie es auch hier bald aussehen wird, lässt sich schon am Südufer des Neckars erkennen. Dort wachsen bereits schlanke Pfeiler in die Höhe. In elegantem Bogen soll ab 2026 diese Talbrücke die B32 auf einer Länge von 660 m über den Fluss führen und die Stadt Horb vom Verkehr entlasten. „Das ist wirklich große Ingenieurskunst“, sagt Hambsch respektvoll.

 

Anspruchsvoller Kanalbau

Auf der Höhe, wo später die nördlichen Widerlager der Brücke stehen werden, führt der Bauleiter zum Parkplatz „Am Rauschbart“. Dies ist nicht nur der Name eines alten Flurstückes, sondern auch der eines sehr beliebten Biergartens, übrigens mit bestem Ausblick auf die Brückenbaustelle. Hier lagern derzeit viele tausend Kubikmeter Bodenmaterial, welches die große Rampe mitformen wird. Es ist der Vorabtrag aus dem Bereich, in dem die Kanalbauspezialisten aus Tuttlingen längs der bestehenden B32 jetzt Kanäle größter Dimensionen verlegen: DN 400- für Schmutz- und DN 2000-Stahlbetonrohre für Regenwasser. Beide Leitungen sollen in einer späteren Bauphase den Hang in Richtung Neckar hinuntergeführt werden, gegenüber der Baustraßen-Rampe.

„Es ist sehr anspruchsvoll, solche Großrohre zu verlegen“, erläutert der junge Bauleiter. „Aber diese Kollegen machen es nicht zum ersten Mal.“ Auch hier geht alles in großer Geschwindigkeit vonstatten. Im bis zu 4,5 m tiefen Stufengraben platziert Facharbeiter Marko Olywa mit Hilfe von Vasile Jijie die Rohre dank des Kanal-Lasers mit großer Präzision. Baugeräteführer Andreas Dirschauer reicht sie mit dem Bagger an.

Die Führung endet wenige Meter weiter, wo man die Kollegen von STORZ Baustoffe antrifft: Manuel Huber und Tomislav Drazenovic. Huber, der bislang die Werkstatt in Tuttlingen geleitet hat, führt jetzt die Brecherkolonne. Mit ihrer mobilen Brechanlage bereiten die beiden hier das Felsmaterial aus dem Voraushub auf, welches anschließend in die Leitungsgräben eingebaut wird. „Sehr guter und brauchbarer Fels“, sagt Huber. „Durch unsere Aufbereitung hier vor Ort sparen wir uns Liefermaterial. Das ist wirtschaftlich und umweltfreundlich.“

 

Bilder mit Erinnerungswert

Wenige Monate nach diesem ersten Besuch ruhen die Arbeiten am nördlichen Bauabschnitt: Winterpause. Die Kanäle sind verlegt, die großen Rampen sind fertig – links die Baustraße, rechts die künftige Leitungstrasse. Sie schwingen sich atemberaubend den Hang empor. Bald werden auf der Baustraße schwerste Großgeräte hinunter und wieder hinauffahren.

Und diese dürften dann für Bilder und für Szenen sorgen, an die man sich noch lange erinnern wird. So wie damals in Kaipola, als Rallyefahrer Harald Demuth mit seinem Audi die große Schanze erklomm.

 

Informationen zu den Bildern:

 

Die Baustelle der Neckartalbrücke bei Horb. Links und rechts am Hang bauen Storzianer steile Rampen für Baustraße und Leitungstrasse.

 

Bauleiter Julius Hambsch. Dies ist seine erste Baustelle in Eigenverantwortung.

 

Die richtigen Baustoffe sind ihr Metier: Manuel Huber (r.) und Tomislav Drazenovic.

 

Rechtsseitig am Steilhang wird künftig die Leitungstrasse verlaufen. Ein Bild mit Erinnerungswert – Nervenkitzel inklusive.

 

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