Brandbergtunnel und Lärmschutzwall March: Von alten Gesteinen und neuzeitlichen Helfern

Was man hier fördert, ist mindestens 290 Millionen Jahre alt. Der Paragneis, welcher aus dem Brandbergtunnel bei Winden im Elztal gebrochen wird, gehört zu den Grundgesteinen des Schwarzwaldes. Druck und Hitze haben ihn geformt. Mit Druck und Hitze kommt man allerdings auf dieser Tunnelbaustelle menschlich nicht sehr weit, wie die Storzianer dort lachend klarmachen. Unter der Bauleitung von Andreas Böhringer heben Polier Thomas Stadler und seine Kollegen zum Zeitpunkt des Besuchs die Baugrube aus, in welcher später in offener Bauweise die beiden Trogbauwerke (Tunnel und Auslaufbereich) entstehen sollen. Sie haben es also zu tun mit früher Erdgeschichte, greifen aber auch gerne zurück auf moderne, neuzeitliche Hilfsmittel.

Im Tunnel selbst sei der Kalottenvortrieb soweit abgeschlossen. Die Sohle werde bis Ende April ausgeräumt, erläutert Thomas Stadler. Dieses Felsgestein werde nach Bleibach ins 7 km entfernte Zwischenlager transportiert, dort überprüft und für eine weitere Nutzung vorbereitet - sei es im Bereich der offenen Bauweise oder im bergmännisch hergestellten Tunnel, jeweils als Frostschutzschichten. Immerhin 87.000 m3 Grundgestein fielen allein im 765 m langen Tunnel an. Gut 25.000 m3 davon würden wieder eingebaut. Man sieht hier den einen oder anderen CONVIA-LKW im Pendelverkehr.

Auch aus der Baugrube, welche Oberwinden unübersehbar in zwei Hälften teilt, wird eine Menge Erdreich abtransportiert, wenngleich auch nicht ganz so viel. “Insgesamt werden es wohl 20.000 m3 sein, welche wir nach einer Beprobung ins 28 km entfernte March transportieren“, erklärt Andreas Böhringer. “In March bauen wir einen neuen Lärmschutzwall, der im Rahmen der Verbreiterung der A5 einem dortigen Wohngebiet zugute kommt.“

Bis zu 20 m tief ist die Baugrube für den Tunnel in offener Bauweise. Auch hier gibt es regen LKW-Verkehr, denn ihr Aushub geht flott voran. Baugeräteführer Benjamin Fürderer hebt mit seinem CAT 325 Kurzheck-Bagger den Boden der Grube im Bereich des künftigen Rettungstreppenhauses aus. Für dieses sowie für ein Havarie- und Löschwasser-Becken ist eine große Nische vorgesehen, welche wie der Rest der Baugrube mit Bohrpfahlwänden gesichert ist. Hier fallen allerdings stabile und lange weiße Steifen auf. Im Brandfall und bei Überschwemmungen soll dieser Bereich später für Sicherheit sorgen.

Für Orientierung sorgen normalerweise auch auf dieser Baustelle GPS-gestützte Hilfsmittel. „Allerdings klappt das nicht immer“, erläutert Benjamin Fürderer, „weil wir hier doch an manchen Stellen Abschattungen haben, die einen Satellitenempfang verhindern, vor allem wegen der Tiefe der Grube. Dann nutzen wir andere Hilfsmittel.“ So habe man zeitweise auf Tachymetersteuerung umgestellt. „Wir messen den Laser dann ein und lassen ihn über ein Prisma am Heck des Baggers mit der Maschinensteuerung kommunizieren. Das liefert Ergebnisse im Millimeterbereich.“

Polier Thomas Stadler ergänzt: „So etwas gibt es nicht so häufig in Europa. Wir bedienen uns aber noch weiterer moderner Hilfsmittel, und auch das ist ungewöhnlich.“

Seltenheitswert habe nämlich auch eine Art der Maschinensteuerung, die man vor allem in March nutze. Dort habe man keine Basisstation eingerichtet, sondern bediene sich zur Maschinensteuerung des öffentlichen Mobilfunknetzes. „Dadurch bekommen wir die Korrekturdaten, welche unsere Maschinen benötigen, mit einer SIM-Karte über das Mobilfunknetz“, erklärt Benjamin Fürderer. Diese seien bei gutem Empfang manchmal sogar noch genauer als die Korrekturdaten einer Basisstation.

Für Andreas Böhringer ist vor allem das Grundwasser im gesamten Baubereich ein großes Thema. Nasse Stellen links und rechts an den Bohrpfahlwänden der Baugrube zeigen, dass man sich in der Baugrube mittlerweile gut 5 m unterhalb des Grundwasserpegels befinde und sich Wasser überall seinen Weg sucht. „Das wird uns später noch beschäftigen, wenn wir das Auslaufbauwerk errichten. Dann werden wir sogar unter Wasser ausheben und anschließend betonieren müssen. Aber bis zum Unterwasserbeton dauert es noch bis zum Jahresende“, so der Bauleiter.

Die Stimmung bei den Storzianern am Brandbergtunnel ist trotz der Herausforderungen ausgezeichnet. „Und dies, obwohl wir eine bunt zusammengewürfelte Truppe sind“ sagt Stadler. So zeigte sich etwa CONVIA-Fahrer Peter Böhm begeistert nach einer Führung über die gesamte Baustelle, welche Bauleitung und Polier für das Baustellenpersonal organisiert hatten. Böhm: „Es war richtig cool, das alles erklärt zu bekommen.“

Gesteine wie den Paragneis am Brandberg lassen sich eben mit Druck und Hitze formen. Menschen nicht.

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