Brandbergtunnel Winden/Elztal: Baggern und Betonieren im „Olympiabecken“

Ein klassisches Olympiabecken ist 50 m lang und 25 m breit. Das Bassin am Brandbergtunnel in Oberwinden im Elztal übertrifft diese Dimensionen locker. Allerdings strahlen weder sein Wasser noch seine Wände in sportlichem Blau. Vielmehr herrschen hier wenig einladende Brauntöne vor. Und doch wagen sich Menschen in dieses Nass. Sie vollbringen jedoch keine sportlichen, sondern technische Höchstleistungen.

Polier Thomas Stadler schaut an diesem Tag im Februar zunächst einmal nicht nach unten, sondern an den Himmel. Dort zieht eine Drohne ihre Kreise. Vermesser Sebastian Danner ist aus Tuttlingen angereist und dokumentiert diese ungewöhnliche Baustelle aus der Luft. Erst aus der Vogelperspektive werden deren Dimensionen so recht deutlich: Dieses wassergefüllte Becken misst rund 80 m in der Länge und gut 15 m in der Breite. „An der tiefsten Stelle geht es hier bis zu 12 m runter, davon 9 m unter Wasser“, erläutert Stadler. „Und wir reden hier nur vom Trogbauwerk, also den künftigen Ein- und Ausfahrten des Tunnels. Der Tunnel in offener Bauweise ist bereits weitgehend fertig und überdeckelt.“

Am Himmel erblickt man an diesem Tag nicht nur diese Drohne, sondern auch den Ausleger eines riesigen Seilbaggers. Spezialisten aus den Niederlanden sind mit diesem 110 to schweren Koloss angereist, um die Baugrube für das Trogbauwerk unter Wasser auszuheben. Sie werden, unterstützt von Tauchern, später auch im Auftrag der ARGE den Unterwasserbeton als Fundament für die Baugrube herstellen.

Immer wieder rasselt der riesige Greifer an seinen Ketten hinunter, klatscht auf das Wasser und versinkt. Nach wenigen Sekunden taucht er wieder auf, mit bis zu 3 m3 Sediment zwischen den Schalen: Elzschotter und viel Schlamm. „Wasser bereitet uns hier oftmals Kopfzerbrechen“, stellt Thomas Stadler fest. Und damit meint er nicht den absichtlich eingefüllten Inhalt dieses überdimensionierten Bassins. Denn aufgrund der engen Platzverhältnisse müssen täglich rund 500 - 600 m³ des nassen Aushubs auf verschiedene Lagerplätze und Deponien abgefahren werden. Für die Entwässerung und das Handling des Materials zeigen sich Facharbeiter Sascha Fiorentino und Maschinist Benjamin Fürderer verantwortlich.

„Wir bauen hier unterhalb des Grundwasserspiegels“ erklärt der Polier. „Von den umliegenden Hängen fließen große Wassermassen unterirdisch in Richtung Elz, und die müssen abgeleitet oder umgeleitet werden. Beim Tunnelbauwerk ist uns das gut gelungen, da konnten wir einen Bypass schaffen und im Trockenen arbeiten. Aber hier beim Trogbauwerk können wir das Wasser nicht ausreichend ableiten. Deshalb müssen wir hier in einer gefluteten Baugrube arbeiten.“ Ohne dieses aus der Elz eingepumpte Wasser würden die Spundwände dem Druck von außen nicht standhalten.

Insgesamt 15.000 m3 Boden werden für das Trogbauwerk ausgehoben, davon allein 8.500 m3 im Nassaushub. Man achtet mit Hilfe von Pegeln peinlich darauf, dass der Wasserstand zwischen den Spundwänden nicht absinkt. Der Gegendruck muss schließlich erhalten bleiben. Brauchbares Material wird im benachbarten Bleibach zwischengelagert und soll später wieder eingebaut werden.

Wie es weitergeht, erklärt Stadler zum Zeitpunkt des Besuchs im Februar noch im Futur. Denn inzwischen ist die Grube unter Wasser ausgehoben und der große Seilbagger wieder abgebaut. Taucher haben die Sohle mit Spezialgerät abgesaugt und von Schlamm befreit. Auf einem Ponton steht ein 14 to schweres Bohrgerät, mit dessen Hilfe man 179 Auftriebspfähle in den Untergrund treibt. Diese werden später dafür sorgen, dass die unter Wasser einzubauende Bodenplatte aus Spezialbeton nicht aufschwimmt. Diese Betonage soll Ende April erfolgen.

Erst wenn diese 1 m mächtige Betonplatte ausgehärtet ist, wird man das Wasser des Bassins abpumpen können. Dann sind die Spundwände unten durch dieses Fundament und oben durch Anker gesichert. „Wenn es soweit ist, können wir auch hier im Trockenen bauen“, sagt Stadler. „Dann ziehen wir eine Filterschicht von rund 40 cm ein mit Material aus Bleibach, und anschließend folgt die eigentliche Betonage des Fundaments unseres Trogbauwerks.“

Noch aber ist es nicht soweit in diesen Februartagen. Noch wird hier gebaggert,noch kann man mit den Kollegen aus dem holländischen Friesland den Feierabend genießen – bei Pizza und Bier, auf Deutsch und auf Englisch – natürlich alles coronakonform. Stadler: „Mit denen kann man supergut schaffen – das sind sehr nette Leute!“

Internationale Profis unter sich eben, mit kollegialem Sportsgeist. Ähnlich, wie man sie am Rande der echten Olympiabecken findet.

 

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