Deponie Weiherberg: Konzertierte Aktion im Raderacher Forst

Raderach ist Friedrichshafens kleinster Ortsteil. Er liegt zwischen dem Zentrum der Bodenseestadt und Markdorf. Auf seiner Gemarkung betreibt der Landkreis Bodensee ein großes Entsorgungszentrum: die Deponie Weiherberg. Sie wird derzeit erweitert, und zwar von den STORZ-Geschäftsbereichen Deponiebau, der CONVIA GeoConsult und der Niederlassung Ravensburg. Sozusagen eine konzertierte Aktion im Raderacher Forst.

Bauleiter Domenico Lovecchio empfängt seinen Gast bei brütender Juli-Hitze. In den Wäldern ringsherum mag es schön kühl sein, aber hier brennt die Sonne ohne Schutz hernieder. Dieser Ort liegt idyllisch zwischen eiszeitlichen Drumlins, ist aber historisch vorbelastet. Genau hier nämlich mussten in den letzten Kriegsjahren Zwangsarbeiter Teile für die V2-Rakete herstellen, deren Triebwerke man auf Prüfständen testete. Später diente dieses Gebiet jahrzehntelang der französischen Armee als Truppenübungsplatz. Anfang der achtziger Jahre richtete man hier die Zentraldeponie des Bodenseekreises ein, die inzwischen eine Höhe von fast 40 m erreicht hat.

Bis 2005 wurde hier noch Hausmüll angenommen und endgelagert. Seitdem jedoch transportiert man ihn in Verbrennungsanlagen und verwertet ihn thermisch. „Heute ist Weiherberg vor allem eine Deponie für Bodenaushub und Bauschutt, der Deponieklasse 2“, erklärt Lovecchio. „DK 2“ bedeutet, dass hier auch gefährliche Abfälle abgelagert werden dürfen.

Der Bedarf an solchen Endlagermöglichkeiten bleibt trotz der Steigerung von Recyclingquoten unverändert vorhanden.  Deshalb wird die Deponie Weiherberg auf einer Fläche von 1,2 ha Hektar erweitert. Das ist allerdings einfacher gesagt als getan, denn die eiszeitliche Vorgeschichte dieser Fläche stellte die Bauleute vor Probleme. Lovecchio: „Wir haben hier im Mai 2021 begonnen und hatten aufgrund der extrem hohen Niederschlagsmengen im Winter 2020/2021 von Anfang an mit Wasser zu kämpfen. Dies ist ein mooriges Gebiet, das wir erst einmal mit Hilfe von Gräben entwässern mussten. Außerdem waren Untergrundverbesserungen von 10.000 m3 Erdreich nötig, um das Erdplanung herzustellen.“ Auch die jüngere Geschichte wurde übrigens bei diesen Arbeiten spürbar: Es war aus Sicherheitsgründen immer ein Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes vor Ort.

Der Bauleiter spricht von der rund 200 m langen und 60 m breiten Wanne, in der schwarze Dichtungsfolie und weißes Schutzflies ins Auge stechen. Was man nicht sieht: darunter befinden sich Lehmschichten in einer Mächtigkeit von 1,5 m. Sie wurden als technische Barriere als Ersatz für die fehlende geologische Barriere in einer Mächtigkeit von 1,0 m in vier Lagen eingebaut. Die obersten 50 cm Lehm wurden in zwei Lagen zu je 25 cm eingebaut und bilden die erste Komponente des eigentlichen Basisabdichtungssystems, auf das dann als zweite Abdichtungskomponente die erwähnte Dichtungsfolie aufgebracht und verschweißt wurde.  „Wir haben dafür unter anderem Material genutzt, das nicht weit von hier beim Bau des Tunnels Waggershausen in Friedrichhafen angefallen war“, sagt Lovecchio.

Derzeit sind die Storzianer unter der Regie von Polier Helmut Frank dabei, auf Folie und Vlies 0,5 m Schlacke als mineralische Entwässerungsschicht und darauf 0,5 m Witterungs- und Frostschutzschicht aufzubringen. Später wird man hier keine Wanne mehr sehen; die Fläche hat dann Straßenniveau. Erst dann kann mit dem Verfüllen von mineralischen Abfällen begonnen werden. Im Oktober 2022 soll es soweit sein.

Was man auch nicht sieht: das Trennsystem für Sicker- und für Oberflächenwasser. Während das Regenwasser in ein ebenfalls von STORZ angelegtes Rückhaltebecken und dann dosiert in die Vorflut fließt, wird das Sickerwasser in einer Drainageleitung gesammelt, die sich wie ein unterirdisches Rückgrat durch die Wanne zieht. Dieses kontaminierte Wasser reinigt man in einem mehrstufigen Verfahren, bevor es in Richtung Kläranlage fließen kann.

Unabhängig von der Erweiterungsfläche ist STORZ auch zuständig für die Hangsicherung der Deponie-Ringstraße. Dafür baut man auf über 300 m mit Kies gefüllte Gabionen ein. Eine effektive und sehr elegante Baumaßnahme. Alles in allem ein Auftrag, der bei STORZ und CONVIA GeoConsult mit rund 5,3 Mio. Euro in den Büchern steht.

Für Bauleiter Lovecchio ist dies seine erste Deponiebaustelle. „Eine Premiere“, lacht er, „aber eine hochinteressante. Deponiebau wird nämlich immer unterschätzt. Was wir hier einbauen, muss nicht nur Jahrzehnte, sondern ein Jahrhundert sicher überdauern. Entsprechend hoch sind die Anforderungen.“

 

Informationen zu den Bildern:

 

Bauleiter Domenico Lovecchio und seine Kollegen arbeiten hier seit Mai 2021.

 

Polier Helmut Frank.

 

Hangsicherung auf mehrere hundert Meter durch Gabionen.

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