Erschließungsgebiet Eigeltingen-Bollenberg: Bauen auf der Wiese – mit Hilfe aus dem All

Es ist die berühmte „grüne Wiese“, die STORZ-Polier Lothar Guduscheit und seine Kollegen am nordöstlichen Ortsrand von Eigeltingen vorgefunden haben. „Am Bollenberg“ heißt das neue Baugebiet, das die Storzianer seit September erschließen. Bis Mitte nächsten Jahres soll in einem ersten Bauabschnitt die Infrastruktur für (25 von) insgesamt 50 Bauplätzen fertig gestellt sein. Eigeltingen wächst. Der Wohnort ist attraktiv und verkehrsgünstig gelegen zu industriell geprägten Städten in der nahen Umgebung.

„Ein richtig großes Erschließungsgebiet“ sagt Guduscheit. Unter der Bauleitung von Jonas Weiler und mit der Zuarbeit unseres Vermessers Sebastian Holzhauer steht der Capo an der Spitze einer vielköpfigen Kolonne (die Baugeräteführer Tobias Riedle, Helmut Lehrmayer, Frank Schubert, Norbert Vochazer, die Facharbeiter Jürgen Schweikle, Jürgen Digel, Omar Manjang, Fabian Bertsche, Fachwerker Jacques Ndjaba-Essombo, Azubi Calvin Gundelsweiler und Kehrmaschinen-Fahrer Michael Schätzle).

„GPS und Satellitenunterstützung aus dem Weltraum ist auf einer solchen Baustelle heutzutage nicht mehr wegzudenken“, stellt Guduscheit fest. Nur: Wie beginnt man solche Arbeiten? „Um zur Orientierung eine erste Absteckung zu bekommen, haben wir unsere GPS-Basis-Station zunächst in der Nähe der Homberger Straße, also am Eingang des neuen Baugebietes aufgestellt. Diese Position musste dann geändert werden, denn das große Regenrückhaltebecken, das gleich zu Anfang anzulegen war, befindet sich hinter einem Hügel. Auf diesen zogen wir dann um, so dass unsere Referenzstation jetzt die ganze Baustelle besser über Funk erreichen kann.“ Die Station ihrerseits wurde eingemessen in einem Netz von insgesamt 10 Kontrollpunkten, die sich über die gesamte Fläche des Erschließungsgebietes verteilen und von einem amtlichen Vermessungsbüro angelegt wurden.

„Jetzt können alle unsere Großmaschinen zentimetergenau Erdbewegungen erledigen, Gräben ausheben und Kanäle anlegen“, erläutert der Polier. Am Tag des Besuchs im November hat man gerade neue Updates aufgespielt. Die bereits verlegten Kanäle und Leitungen werden den Kollegen somit aktuell in den Cockpits ihrer Maschinen auf Bildschirmen dargestellt. „Eine große Hilfe.“

Und diese Hilfe aus dem All können sie gut brauchen. Unter einem verzweigten System von späteren Erschließungsstraßen legen sie zunächst Schmutz- und Regenwasserkanäle im Trennsystem an, welche vier Mehrfamilien- und 21 von 46 Einfamilienhäuser bedienen. Wasser- und Stromleitungen kommen hinzu, ebenfalls Leerrohre für die Breitbandversorgung.

Das Regenwasser wird gepuffert in einem 870 m3 fassenden Retentionsbecken, bevor es versickert bzw. über den Vorfluter in den Brühlbach fließt. Das Becken haben die Storzianer bereits angelegt. Die zuführenden DN600-Rohre scheinen großzügig bemessen zu sein. „Mit einer Einstautiefe bis 60 cm ein recht stattliches Einstaureservoir“, sagt Guduscheit. Ein komplexes System an Schachtbauwerken vor dem Rückhaltebecken fällt auf. Hier kommt auch das Schmutzwasser des ersten Bauabschnitts im Freispiegel an, um anschließend über eine Druckleitung in den Mischwasserkanal an der Homberger Straße gepumpt zu werden, von wo es in Richtung Kläranlage fließt. Auch die exakte Anlage dieser Kanalsysteme wäre ohne moderne Lasertechnik kaum mehr denkbar.

Am Ende des Rundgangs über die große Baustelle zeigt Guduscheit auf einen der zehn Messpunkte, die das Vermessungsbüro angelegt hat. Er liegt mitten in der Wiese und ist mit einem rot-weißen Holzgestell gekennzeichnet. „Was wir hier machen, sieht etwas grob aus, ist aber ausgesprochen exakter Tiefbau“, sagt der Polier. „Der wird leider von der Öffentlichkeit oftmals unterschätzt, weil man unsere Bauwerke nicht wahrnimmt. Eigentlich sehr schade.“

Da kann man dem Capo nur zustimmen. Andererseits gibt es eine tröstliche Parallele zwischen Kanalbauwerken und Navigationssatelliten: Jedermann nutzt sie, aber sehen tut man sie nicht.

 

Informationen zu den Bildern:

 

Das künftige Baugebiet „Am Bollenberg“ in Eigeltingen.

 

STORZ-Polier Lothar Guduscheit.

 

Ein kompliziertes Kanalsystem ist dem großen Rückhaltebecken vorgeschaltet.

 

Fachwerker Jacques Ndjaba-Essombo.

 

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