Groz-Beckert in Albstadt: Bauen für einen Weltmarktführer

Hinter den Werkstoren in Albstadt entstehen Präzisionsteile und Feinwerkzeuge für Textilmaschinen auf dem ganzen Globus - hier produziert die Firma Groz-Beckert als einer der weltweit führenden Anbieter unter anderem industrielle Maschinennadeln. Vor den Werkstoren wird seit Anfang April hingegen mit gröberen Werkzeugen „gestrickt“. In einer Arge mit den Kollegen von Motz erledigt STORZ hier die umfangreichen Tiefbauarbeiten zur Vorbereitung eines großen Produktionsneubaus.

Was sich so einfach und selbstverständlich anhört, ist mindestens so anspruchsvoll wie eine komplizierte Textilarbeit. Denn die Bundesstraße 463 durchschneidet das Firmengelände des Unternehmens: auf der einen Seite die Produktionsanlagen, auf der anderen ein großer Parkplatz für einen Teil der über 2000 Mitarbeiter. Diese beiden Bereiche sollen künftig besser verbunden werden durch eine Unterführung, denn im neuen „Gebäude 30“, wie es unternehmensintern heißt, sollen später bis zu 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Dreischichtbetrieb beschäftigt sein.

„Eine Herausforderung“ nennt STORZ-Bauleiter Sebastian Ziegler die Aufgabe, welche zwei Kolonnen Storzianer unter den Polieren Thomas Betz und Joachim Krämer aus der Niederlassung Sigmaringen derzeit angehen und meistern. Damit betraut seien die Facharbeiter Andreas Sohr und Salvatore Cipolla, die Maschinisten Daniel Weller, Matthias Benz, Ali Caliscan und Achim Wolf sowie Azubi Michael Zielinski. Ein umfangreiches Pensum.

Denn es müssten für die Herstellung einer Fußgängerunterführung unter der B 463 in zwei Bauabschnitten Kanäle und Versorgungsleitungen verlegt werden: ein Hauptkanal für Schmutzwasser mit einem Durchmesser von 1,4 m sowie Leitungen für Strom, Gas und Telekommunikation. Das alles geschehe bei laufendem Betrieb und in Zusammenarbeit mit der Stadt Albstadt. In einem zweiten Schritt dann werde eine Umfahrung eingerichtet und die Bundesstraße umgelegt, erläutert der Bauleiter. Weitere Aufgabe sei es, das Baufeld für die Baugrube vorzubereiten und dann die Baugrube herzustellen, so Ziegler.

 

Bagger-Ballett am Beckenrand

Inzwischen ist es Mitte Juni – es hat einige Tage hintereinander geregnet. Die Baugrube gähnt dem Besucher auf 15.000 m2 Fläche entgegen, Spundwände sichern ihre Seiten. Eine schiefe Ebene führt hinein. Wäre diese Rutschbahn Teil eines Freibades - alle hätten den größten Spaß daran. Doch diese Bahn ist nass und schlammig. Nach und nach verschwinden Sattelzüge in diesem Riesenloch, einer nach dem anderen, die meisten in unverwechselbarem Rot gespritzt und mit dem CONVIA-Schriftzug auf der Frontseite. Aber nur mit Mühe und mit Anlauf kommen sie auch wieder heraus aus dem inzwischen bis zu drei Meter tiefen Loch.

Am Rande dieses feuchten Riesenbeckens führen drei Bagger ein Ballett auf. Polier Thomas Betz kommentiert angesichts von Corona-Lockerungen mit trockenem Humor: „Na ja, inzwischen dürfen ja auch die Freibäder wieder öffnen!“ Matthias Benz, Achim Wolf und Ali Caliscan bewegen mit ihren Maschinen richtig große Massen. Insgesamt werden hier in einem ersten Schritt 45.000 m3 Boden ausgehoben. Betz: „Wir schaffen rund 2400 to pro Tag.“

Der Boden aus dieser Riesengrube ist zu einem großen Teil belastet. Das hier sei Industriegelände gewesen, erklärt Betz. Entsprechend intensiv habe man Proben genommen. Auf dem Bildschirm seines GPS-Rovers sind kleine Rasterfelder zu sehen, an denen sich auch die Maschinisten orientieren. Je nach Belastungsklasse wird das Material auf verschiedene Deponien über die transportiert: Albstadt-Tailfingen, Balingen, Hechingen, aber auch Hüfingen oder Radolfzell sind Ziele der Fahrer, von denen ein Großteil zur CONVIA Geoconsult gehört. Innerhalb von sieben Wochen müssen die gesamten Aushubmassen ausgebaut und entsorgt sein.

Neben den drei Baggern der Storzianer ziehen drei Großbohrgeräte des Arge-Partners Motz die Blicke auf sich. Sie stellen Bohrpfahlwände her. Rund zehn Meter tief dringen ihre Bohrschnecken ins Erdreich ein. Bewehrungskörbe, die später als Stahlskelette die Betonpfähle stützen, warten zuhauf auf ihren Einbau. Sobald die Sohle der Baugrube erreicht sei, werde hier der Boden verbessert, um den Großbohrgeräten sicheren Halt zu geben, erläutert Thomas Betz. Die nämlich setzten dann Gründungspfähle für den Neubau: „Läuft alles nach Plan, sind wir im August soweit.“

Und dann lächelt der Polier und meint: „Eine schöne Baustelle – da kann man sich nicht beklagen!“

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