Netzerneuerung in Tuttlingen: Bypass unter der Bundesstraße

Der Verkehr fließt nur unwesentlich langsamer über die B14 in Tuttlingen: schwere LKW, Busse, PKW, einer nach dem anderen. Deren Fahrerinnen und Fahrer dürften sich vielleicht kurz fragen, was sich hier an der gesperrten Einmündung der Alexanderstraße nur wenige Meter neben dieser Verkehrsschlagader in die Höhe streckt: ein riesiges, grünes Gestell aus Pfosten und Trennelementen. Am Ausleger eines Baggers hängt gerade ein solches Element an Ketten und gleitet behutsam nach unten. „Das hier ein Rollenschlittenverbau“ erklärt STORZ-Polier Gerhard Kienzle, der das Geschehen koordiniert. Unter der Bauleitung von Frank Pfeiffer heben er und seine Kollegen eine riesige, ca. 8 m tiefe Grube aus. Um diese zu sichern, dient dieser Spezialverbau.

Die Storzianer arbeiten hochkonzentriert. Baugeräteführer Frank Schubert lässt das tonnenschwere Zwischenstück sachte herab, geführt in einer Schiene – es ist der sogenannte Rollenschlitten. Polier Gerhard Kienzle, Facharbeiter Ivo Litricz und die beiden Azubis Marco Battaglia und Iven Grau korrigieren die Lage des Stahlelementes mit Hilfe von Seilen. „Da darf sich nichts verkanten. Die Winkel müssen genau passen!“ Für einige kurze erklärende Worte bleibt dem Polier die Zeit. Dann sitzt dieses Trennelement in Position. Zwischen den Kollegen darf wieder gelacht werden.

Es ist Anfang März und die Kolonne beginnt hier neben der vielbefahrenen B14 mit der Anlage einer sogenannten Startgrube. Sie misst zu diesem Zeitpunkt noch 5 x 4 m; später wird sie auf 8 x 4 m erweitert. Man wird sich nach und nach auf eine Tiefe von 8 m vorarbeiten. Auf dieser Sohle wird anschließend ein Spezialbohrgerät installiert. Dieses bohrt und presst Kanalelemente in der Dimension DN 800 in Richtung einer ähnlich großen Zielgrube jenseits der Straße, in der die neue mit der vorhandenen Kanalisation verbunden wird. Diese Grube existiert jetzt noch nicht und ist von der Kolonne noch einzurichten.

Wenn diese neue Entwässerung unter der B14 erst einmal im Rohrvortrieb eingebaut ist, wird den Platz des Bohrgerätes ein großes, zentrales Schachtbauwerk einnehmen. Diese Baustelle an der Alexanderstraße ist Teil der Netzerneuerung in der Tuttlinger Südstadt, welche auch die Gartenstraße und die Widerholdstraße umfasst. Diesen Bereich haben die Storzianer bereits im vergangenen Jahr mit neuer Entwässerung versehen.

Aber in diesen Tagen geht es eben zunächst um die Sicherung der Startgrube. Gerhard Kienzle zeigt auf die bereits stehenden vier massiven Stahlpfosten, denen kurze Zeit später noch weitere zwei hinzugefügt werden: „Dies hier ist ein Doppelgleitschienenverbau. Die Pfosten besitzen äußere und innere Gleitschienen, in denen die Verbauplatten nach und nach in die Tiefe gedrückt werden.“ Die Ausschachtung der Grube und deren seitliche Sicherung gehen also abwechselnd vonstatten, bis die Sohle erreicht ist. Ein Verfahren, das vergleichsweise schnell eine Verbaubox in den Untergrund bringt. „Sollten wir auf Fels treffen, würde es natürlich länger dauern“, sagt Kienzle. „Aber auch darauf sind wir vorbereitet - mit einer Fräse.“ Wenn der Verbau in Position sei, werde zwischen ihm und der Straße Schotter eingebracht, um alles kraftschlüssig zu verbinden, damit nichts nachrutschen kann.

Während dann im Untergrund ein neuer Entwässerungskanal im Rohrvortrieb durchgepresst wird, kann oben auf der B14 der Verkehr unvermindert weiterfließen. Ein Bypass unter der Bundesstraße, von dessen Bau die wenigsten etwas bemerken

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