Neue Brummis frischen Fuhrpark auf

STORZ-Trucker bei Mercedes in Wörth

Manchmal lohnt es sich, besonders früh aufzustehen. Für zehn LKW-Fahrer war das der Fall, als sie sich an diesem Februarmorgen trafen: Zusammen mit Werkstattleiter Manuel Huber und STORZ-Service-Geschäftsführer Christian Stumpp machten sie sich anschließend auf in Richtung Wörth. Hier, in einem der größten Nutzfahrzeugwerke der Welt, warteten neun modernst ausgerüstete Kraftpakete auf sie – neue Brummis für den Firmen-Fuhrpark.

5 Uhr im „Café STORZ“ – Zigaretten sorgen für reichlich dicke Luft. Manuel Huber bringt Brezeln mit für jeden. Man nimmt sie dankbar, wenngleich frotzelnd: „Jetzt haben wir neue Wagen gekauft – da fehlt wohl das Geld für die Butter!“ Der Werkstattleiter grinst – er kennt seine Leute. Die Stimmung könnte kaum ausgelassener sein, trotz der frühen Stunde.

Kurz nach 8 Uhr im Mercedes-Truck-Kundencenter in Wörth – hinter den großen Fenstern der Abhol-Garage leuchten neun fabrikneue Brummis in STORZ-Rot: vier Vierachser und fünf Sattelzugmaschinen (davon zwei Dreiachser und drei HAD). Sie fallen auf in einer Flotte von unterschiedlichsten Modellen in allen möglichen Firmenfarben, bestellt von Unternehmen aus dem In- und Ausland. Hier – so wird
klar – wartet eine größere Bestellung auf Abholung. Zwei weitere LKW sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig.

Die Euphorie der frühen Stunde ist inzwischen professioneller Freude gewichen. Man spürt, dass es sich hier um besondere Momente handelt, und man weiß die Geste des eigenen Unternehmens zu schätzen. Ein Kollege bringt es auf den Punkt: „Das ist schon etwas Besonderes, dass man seinen neuen LKW hier bei Mercedes persönlich abholen darf. So gehört sich das!“ Zustimmendes Nicken rundherum. Aber bevor Papiere und Zündschlüssel ihre Besitzer wechseln, heißt es erst einmal, die Schulbank zu drücken. Hier fährt keiner vom Hof ohne entsprechende Einweisung. Das wissen die Fahrer, und sie nehmen die mehrstündigen Vorträge ernst.

Ein wichtiges neues Utensil: die Mirror Cam. Außenspiegel auf beiden Seiten sind passé bei diesen neuen Arocs. Stattdessen ragen über den Fahrerkabinen aerodynamisch geformte Ausleger mit integrierter Kamera heraus. Die Bilder erscheinen auf Tablets links und rechts in der Kabine. Eingeblendete Hilfslinien zeigen Abstände zu folgenden Fahrzeugen. Die STORZ-Fahrer zeigen sich interessiert, der eine oder andere aber auch skeptisch. Ob das im Baustellen-Alltag auch problemlos und unbeschädigt funktioniert? Abwarten!

Gewöhnungsbedürftig ist auch das neue Getriebeschaltsystem. Zwölf Vorwärts- und vier Rückwärtsgänge. Der Mercedes-Referent spricht euphorisch von „Alleskönnern auf der Straße und im Gelände“. Das will so mancher Storzianer genauer wissen. Wie funktionieren die zahlreichen Fahrmodi? Besonderheiten bei Tempomat und Limiter? Und was hat es mit der Freischaukelfunktion auf sich, wenn man sich mal festgefahren hat? Wirtschaftliches und sicheres Fahren, das interessiert die Kollegen.

Doch bei aller Digitalisierung und Automatisierung - auch das ist die Botschaft des Fahrlehrers in Wörth: „Das System ist nur so gut wie der Fahrer!“ Das scheint man gerne zu hören, denn überflüssig im Cockpit kommt sich hier keiner vor. Bedingung für optimales Handling: „Sie müssen sich mit Ihrem neuen Fahrzeug beschäftigen!“

Das lassen sich die Storzianer nicht zweimal sagen. Nach einem ordentlichen Mittagessen und einem Souvenir für jeden geht es los mit der Fahrzeugübergabe. Man nimmt Schlüssel und Papiere mit Respekt entgegen. „Das dauert bestimmt ein Vierteljahr, bis man alles drauf hat!“ sagt Andreas Langhammer und meint damit die insgesamt 60 Neuerungen bei diesen Arocs-Modellen.

Und dann der große Moment: Nach und nach beginnen die 440-PS-Motoren dieser roten Zugmaschinen und Vierachser zu vibrieren und die Räder zu rollen. Am Hallentor ein freundlicher Gruß aus dem Fahrerhaus, dann neunmal ein Hupen wie bei einem Stapellauf, anschließend zur Tankstelle. Der eine oder andere macht noch schnell die Werksbesichtigung mit, aber viele drängt es in ihre neuen Cockpits und auf die Autobahn nach Hause.

Peter Böhm nimmt den Journalisten an Bord. Man ist schnell per Du hier auf dem Bock. Links und rechts an den A-Säulen die Displays der Mirror Cams, hinter dem Steuerrad die primäre Digitalanzeige mit den Fahrzeugdaten, rechts davon das Touch-Display. Ziemlich viel Mäusekino auf einmal. Peter hat Respekt und tastet sich erst einmal an alles ran. Aber – das merkt man sofort: Er freut sich auch unheimlich! Die ersten Kilometer fährt er besonders vorsichtig, nicht nur wegen des dichten Verkehrs. Doch nach und nach fühlt er sich wohl und entspannt sich. Ihm gefällt sein neuer Arbeitsplatz. Ob es den anderen ähnlich geht?

Peter probiert einiges aus – mit Erfolg. Auf der A8 hinter Pforzheim sagt er dann beeindruckt: „Dieser Wagen hat erst 60 km auf dem Tacho – unglaublich. Brandneu!“ Und langsam gesellt sich dann zum Technischen das Emotionale. Die Beherrschung einer solchen Maschine ist das eine. Sich mit ihr und auf ihr wohlzufühlen das andere. Peter bekommt in diesen zwei Stunden seiner ersten Fahrt nach Tuttlingen ein persönliches Verhältnis zu seinem neuen Wagen: „Den pflege ich, der ist was Besonderes!“

Es dämmert schon, als wir auf dem STORZ-Werkshof ankommen. Und wie es der Zufall will – gerade verlässt die Chefin das Büro. Gräfin Kesselstatt schaut sich natürlich dieses neue rote Fahrzeug sogleich genauer an, lässt sich von Peter einige Besonderheiten erklären und klettert dann selber auf den Fahrersitz. Auch sie scheint sich sofort wohl zu fühlen. Immerhin meint sie lächelnd in die Kamera: „Jetzt bin ich wohl auch ein Trucker-Babe, oder?“

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