Neugestaltung Bahnhofplatz Konstanz: Ein Stadt-Entrée wird zum Schmuckstück

Eine Redewendung am Bodensee behauptet, Konstanz sei die nördlichste Stadt Italiens. In der Tat: die idyllische Altstadt, verbunden mit der malerische Seekulisse, Sonnenschein und eine gewisse Leichtigkeit des Seins können zu diesem Schluss verführen. Allerdings gibt es auch die eine oder andere Ecke, welche dringend einer Verschönerung bedarf. Dazu gehörte jahrzehntelang der Bahnhofplatz. Jetzt wird er grundlegend neugestaltet. STORZ hat daran einen gehörigen Anteil.

Konstanz bekommt also ein neugestaltetes Entrée. Wer die Stadt mit dem Zug erreicht oder verlässt, soll sie von einer schmucken Seite kennenlernen oder im Gedächtnis behalten. Für STORZ-Oberbauleiter Josef Bosch eine richtige Entscheidung: „Die Trennung der Innenstadt vom Seeufer durch Bahngleise haben viele Konstanzer schon lange als unglücklich empfunden. Beim Bau des Bahnhofs vor genau 120 Jahren war dies noch anders. Damals war die Eisenbahn das Symbol für Fortschritt und Weltoffenheit. Entsprechend liebevoll die Architektur: der Bahnhofsturm erinnert an den Campanile des Palazzo Vecchio in Florenz.“ Allerdings habe man den besser gepflegt als den Konstanzer Bahnhof und seine Umgebung in den letzten Jahrzehnten.

In gut zwei Jahren jedoch soll dies anders sein. Dann wird ein barrierefreier Bahnhofplatz für den Autoverkehr weitgehend tabu und nur noch Bussen, Radfahrern und Fußgängern vorbehalten sein – 7.500 m2 „charmanter Ausweis der Konstanzer Willkommenskultur“, wie es die Stadt formuliert. Kosten: knapp 10 Mio. Euro. Zusammen mit seinem Arge-Partner Schleith zeichnet STORZ für die Umsetzung der Gestaltungspläne verantwortlich. In sieben Bauabschnitten arbeitet man sich von der Bodanstraße nach und nach in Richtung Marktstätte vor.

„Der Straßenbau ist hier nicht die Herausforderung, das sind vielmehr Logistik und Organisation.“ Polier Steffen Hess meint damit, dass er und seine Kollegen auf engstem Raum bauen müssen. Vor dem großen Einkaufszentrum „Lago“ ist die breite Bodanstraße seit einigen Wochen zum zweispurigen Nadelöhr geschrumpft. Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger und Hunderte von Bussen quälen sich hier in Richtung Bahnhof oder in Richtung Schweiz. „Wir haben auf einer Straßenseite Parkplätze und Pflanzbeete zurückgebaut, um überhaupt Platz zu schaffen für diese zwei provisorischen Fahrstreifen“, erläutert Hess. „Da geht es manchmal um Zentimeter.“

Zum Beweis zeigt Josef Bosch auf eine der Absperrungen: „Hier haben wir ganz bewusst auf Fußplatten verzichtet und die Absperrungen direkt auf dem Asphalt fixiert. Das bringt vielleicht nur 30 Zentimeter, hilft aber den Verkehrsteilnehmern und den Anrainern, insbesondere den Ladenbesitzern und Gastronomen.“

Wie genügt man während solcher Bauarbeiten den Erfordernissen des täglichen Lebens? „Eine wichtige Aufgabe, die kaum jemandem bewusst ist“, sagt Polier Hess. „So haben wir hier zwei Sammelplätze für die Müllabfuhr eingerichtet, damit die Anwohner weiterhin ihre Abfälle geordnet loswerden können. Auch so etwas gehört zu einer Baustelle.“ Man nehme Rücksicht aufeinander, und dies werde auch honoriert.

Die im Bau befindliche Fahrbahn selbst wartet in diesen Juli-Tagen noch auf die Betonage. Wiederkehrender Regen hat Striche durch Rechnungen und Planungen gemacht. „Wir brauchen sicheres Wetter, um betonieren zu können“, sagt Josef Bosch. „Nicht zu nass und nicht zu heiß“. Sowohl die Bodanstraße als auch der spätere Bahnhofplatz erhalten Betonfahrbahnen. Bei über 550 Bussen pro Tag hat man sich für möglichst widerstandsfähige und haltbare Fahrbahndecken entschieden.

Tiefbau in Konstanz bedeutet: Man muss auf Überraschungen gefasst sein. Die Baumaßnahmen hier würden eng begleitet von den Landkreisarchäologen, sagt Bosch. Im ersten Bauabschnitt an der Bodanstraße sei man „nur“ auf die Mauern eines historischen Bahngebäudes gestoßen. In Richtung Marktstätte jedoch soll es einmal ein Kloster gegeben haben: „Das wird noch spannend.“ Bei einer Grabungstiefe von rund einem Meter für den Aufbau der neuen Fahrbahn seien Versorgungsleitungen und Kabel hingegen kein Problem. Diese Infrastruktur liege tiefer.

Herausfordernd werde die Anlage von insgesamt 16 Baumquartieren sein, erwartet Oberbauleiter Bosch. Man plane ein kompliziertes Wassermanagement, um die Pflanzen mit Regenwasser von umliegenden Dächern zu versorgen und sie gleichzeitig vor Starkregenereignissen zu schützen.

Der neue Bahnhofplatz in Konstanz soll also Geschichte und Zukunft sichtbar verbinden – das Konzept optimaler Verkehrsverbindungen zwischen Bussen, Bahnen und Schiffen vor der Kulisse einer historischen Stadt mit einem gewissen, manchmal italienischen Flair. Vielleicht wird der neue Bahnhofplatz deshalb ja einmal die „piazza della stazione“ genannt.

 

Informationen zu den Bildern:

 

Der neugestaltete Bahnhofplatz in Konstanz soll später Stadt, Schiene und Schiff optimal miteinander verbinden.

 

Bauen auf engstem Raum – Das „Lago“ gehört zu den meistbesuchten Einkaufszentren der Stadt.

 

Im August endlich ist der neue Kreisverkehr vor dem „Lago“ befahrbar.

 

Polier Steffen Hess (l.) und Oberbauleiter Josef Bosch.

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