Querspange Erbach: Ein Jahrhundertprojekt auf der Zielgeraden
Es ist eine Baumaßnahme, die ihresgleichen sucht: die Querspange Erbach. In wenigen Monaten wird sie die Bundesstraßen 311 und 30 miteinander verbinden, um das oberschwäbische Erbach spürbar vom Verkehr zu entlasten. Dabei wird die dann als B311neu bezeichnete Strecke geziemend Abstand halten zu den Orten Oberdischingen, Donaurieden und Dellmensingen. Derzeit laufen die Erd- und Tiefbauarbeiten sowie der Asphalteinbau auf Hochtouren. Dieses Jahrhundertprojekt mit Gesamtinvestitionen von deutlich über 50 Mio. Euro, an denen STORZ einen Anteil von 17,5 Mio. Euro hat, befindet sich also auf der Zielgeraden.
Mit 5,9 Kilometern Fahrbahnen sowie weiteren 4,2 Kilometern Anschlussstrecken und Rampen gehört diese Baumaßnahme zu den ganz großen im Land. Allein 14 Brückenbauwerke über Donau, Donau Kanal, Straßen und Bahngeleise sind errichtet worden. Storzianern aus dem Bereich Großprojekte, aber auch aus den Niederlassungen Sigmaringen, Ravensburg und Tuttlingen, von der BWI und nicht zuletzt von CONVIA Logistik und CONVIA Geo Consult haben komplexen Erd- und Tiefbau- und Asphaltarbeiten seit Sommer 2022 umgesetzt.
Projektleiter Johannes Schubert und Polier Thomas Stadler beschreiben in einer Zwischenbilanz den Stand der Bauarbeiten in diesem Sommer. Die Gesamtmaßnahme gliedert sich in 5 Bauabschnitte.
Die Bauabschnitte im einzelnen
Bei den Bauabschnitten 1 und 2 ist der Knotenpunkt zur alten B 311 zwischen den Ortschaften Oberdischingen und Donaurieden fertiggestellt. Asphalt-Kolonnen aus den STORZ-Niederlassungen Tuttlingen (Poliere Ralf Wagner und Marcus Wagner) und Sigmaringen (Polier Martin Ott) waren im Einsatz. Der Verkehr läuft nun auf der neuen Trasse über das Bauwerk 1; der Donaurieder See hat eine neue Zufahrt. Man erledigt in diesen Abschnitten Restarbeiten wie beispielsweise Humusieren oder Anlegen von Pflasterflächen und Banketten. Der Lärmschutzwall im Bauabschnitt 2 zwischen Bauwerk 1 und 2 ist nahezu fertiggestellt und humusiert.
Im Bauabschnitt 3 haben die BWI-Kollegen die Pfahlkopfbalken für die Irritationsschutzwände betoniert (siehe eigenen Bericht). Die aus Gabionen und Aluminium-Elementen bestehenden Wände sind im Bau. Zwischen den Brücken BW 3 und 4 laufen die Drainagearbeiten. Der Asphalt über das BW 4 ist eingebaut. Diese Brücke ist ein neuer Bestandteil der Kreisstraße K 7373 und überquert, zusammen mit dem Geh- und Radweg, die neue Querspange. Seit Anfang September fließt der Verkehr hier. Die temporäre Umfahrung wird rückgebaut.
Beim Bauabschnitt 4 sind die Arbeiten an den Brücken BW 5, 7 und 9 weitestgehend abgeschlossen. Hier fehlen nur noch Pflasterarbeiten unterhalb der Bauwerke. Das Innenleben eines Regenklärbecken in diesem Bauabschnitt ist noch fertigzustellen, ebenfalls muss noch eine Überschwemmungsfläche für die Rot ins bestehende Gelände modelliert werden. Die Asphalttragschichten von BW 5, unterm BW 6 hindurch und über das BW 7 bis BW 9 sind eingebaut. Die Böschungen und Seitenbereiche sind humusiert. Die Brückenbauwerke 10 und 11 über den Einschnitt der neuen B311 sind fertig. Über das BW 10 rollt schon seit längerem der landwirtschaftliche Verkehr und über das BW 11 der die Ortschaften Stetten und Dellmensingen verbindende Verkehr auf der K7374.
Im Bauabschnitt 5 ist der Knotenpunkt Querspange B311/K7374 am BW 12 fertig, ebenso die beidseitigen Auf- und Abfahrten zur B30. Alle Asphalttragschichten - außer auf den Begleitwegen - sind hergestellt. Fertig ist auch die aufwendige Entwässerung mit mehreren Sedimentationsanlagen. Die Amphibienleiteinrichtung zur B30 muss hier noch komplettiert werden, einige wenige Pflasterarbeiten am BW 12 stehen noch aus und Seitenbereiche sind noch anzugleichen und zu begrünen.
Was noch aussteht
Insgesamt stehen noch einige wesentliche Arbeiten aus: der Einbau von rund 25.000 t Asphalt, und zwar in zwei Blöcken. Begleit- und Feldwege, bituminös und mineralisch gebunden, müssen noch hergestellt werden, ebenso ein Regenklärbecken und eine Überschwemmungsfläche an der Rot.
Erfreuliches – trotz großer Schwierigkeiten
Johannes Schubert und Thomas Stadler über die Schwierigkeiten, die sie und ihre Kollegen bei den Bauarbeiten zur Querspange Erbach zu meistern hatten:
„Vor enorme Herausforderungen stellte uns der stets hohe Grundwasserstand in allen Bauabschnitten. Nicht selten stand nach dem Mutterbodenabtrag das Grundwasser an. Dies erforderte weitreichende zusätzliche Leistungen an Wasserhaltungen und Bauzeitentwässerungen. Auch das verregnete 1. Halbjahr 2024 machte den Erdbau in diesem Zeitraum schwierig.
Vor allem im BA 5 fanden wir einen äußerst inhomogenen Baugrund vor. Insgesamt wurden für Dammschüttungen rund 275.000 to Boden aus vielen anderen Baustellen angeliefert. Der Boden wurde bei der Anlieferung auf einer extra aufgebauten Waage auf der Baustelle gewogen. Da es sich hier um eine Vielzahl verschiedener Bodenarten mit den verschiedensten Wassergehalten handelte, musste viel Energie in das Homogenisieren und Stabilisieren der Schüttböden investiert werden.
Weit weg von allen Niederlassungen war und ist die Dispo des Asphalteinbaus nicht leicht. Die notwendige Manpower mit den richtigen Einbaumaschinen, die Kapazität der liefernden Mischanlagen mit Frachtraum sowie auch die Belange anderer Baustellen waren nicht immer ohne weiteres unter einen Hut zu bringen. Teils unter enormen Aufwand fand man dann aber doch Lösungen.
Um die Bauzeit bis Ende 2024 einzuhalten, gestaltete sich der Bauablauf äußerst komplex. Zu Beginn mussten am BW 4 und 11 Bau-Umfahrungen hergestellt sowie Ver- und Entsorgungsleitungen und Bäche umgelegt sowie Gräben verdolt werden. Baugruben für die Brückenbauwerke mussten hergestellt werden. Anliegende Gemeinden waren zu umfahren, auf Landwirte musste man Rücksicht nehmen, nicht zuletzt wegen der Erntezeit. Dies erforderte, den Bauablauf immer wieder an den Baustand anzupassen.
Ausgesprochen erfreulich ist, dass sich trotz der Montagearbeit fast jeder Mitarbeiter mit der Baustelle identifiziert. Jeder ist stolz, seinen Beitrag zum Gelingen dieser Großbaustelle beizutragen.
Hervorheben wollen wir das übergreifende Arbeiten anderer Niederlassungen mit der Baustelle Erbach. So unterstützte uns zu Beginn der Maßnahme die Niederlassung Ravensburg mit zwei Kolonnen. Später halfen die Kollegen aus Tuttlingen mit Fachwerkern aus. Die Asphaltarbeiten wurden zum größten Teil mit den Tuttlinger Kolonnen ausgeführt, die aber von Kolonnen aus anderen Niederlassungen unterstützt wurden. Sogar unsere Schweizer Asphaltkollegen haben erst kürzlich ausgeholfen.
Prima funktioniert hat auch der Service unserer Werkstatt, sowie die Vermessungsarbeiten unserer Arbeitsvorbereitung und die Betreuung durch unser GPS-Team. Trotz kurzzeitiger Lieferengpässen war die Zusammenarbeit mit der CONVIA Geo Consult, unserem Lieferanten der Schüttböden, ein voller Erfolg. Die Herstellung der Pfahlkopfbalken für die Irritationsschutzwände wurde kurzfristig von der Abteilung STORZ-BWI übernommen. Die Kollegen haben hier eine qualitativ hochwertige Arbeit abgeliefert, mit welcher der Auftraggeber höchst zufrieden ist.
Überhaupt gilt es, auch das positive Verhältnis zu unserem Auftraggeber hervorzuheben.
Hohes Lob verdient auch die Flexibilität des Baustellenpersonals. Auf allen Ebenen sprangen Kollegen ein, wenn – aus welchem Grund auch immer – Not am Mann war. Das ist nicht selbstverständlich!“
Besonders dankt die ganze Mannschaft an der Querspange Erbach Andreas Böhringer, der hier eineinviertel Jahre lang die Bauleitung innehatte. Nach seiner krankheitsbedingten Auszeit wünschen wir ihm alle einen guten Start!“
Die aktuelle Mannschaft auf der Baustelle Querspange Erbach:
Johannes Schubert (Projektmanagement und Bauleitung), Patrick Hutter (Baustofflaborant und Bauleitung), Alexander Martin (Abrechnung), Andreas Lettau, Thomas Wieland, Thomas Stadler (Poliere), Denis Ipsa, Theo Scheuer (Facharbeiter) Daniel Chiula, Alex Stefaniga (Fachwerker) Benjamin Fürderer, Gottlieb Günthner, Waldemar Kolan, Fabian Hartmann, Manuel Hübsch, Achim Wolf (Maschinisten), Sebastian Danner (Vermessung), Toni Renner, (Werkstatt), Andreas Loga, Torsten Rendler (GPS), Ernst Ongemach, Roman Kostof (LKW Vierachser).
Informationen zu den Bildern:
Die Bauabschnitte 1 und 2 – hier wurden im Juni die Asphaltdecken eingebaut. Der Verkehr läuft inzwischen über diese Brücke (Bauwerk 1).
Asphalt-Kolonnen aus mehreren STORZ-Niederlassungen arbeiteten hier zusammen.
BW 4, über welches die K7373 führt, kurz vor dem Asphalteinbau. Inzwischen fließt der Verkehr über die Brücke wieder. Die Umfahrung wird rückgebaut.
Das Bauwerk 6 wartet noch darauf, angeschlossen zu werden.