RKB an der A81 bei Oberndorf: Im Untergrund putzmunter

Deutschland ist Krimiland, nicht nur sonntags nach der Tagesschau. Man mag das Geheimnisvolle, das Verborgene. Vor drei Jahren hat hier, an der Ausfahrt der A81 bei Oberndorf, etwas Größeres stattgefunden. STORZ hat damals im Auftrag des Regierungspräsidiums einen großen Lagerplatz angelegt. Zuständig als Poliere: Michael Kollath und Waldemar Schroth. Dieser kehrte jetzt an den „Tatort“ zurück, quasi als „Tatortreiniger“. Denn unter der Bauleitung von Thomas Reckzeh baute er zusammen mit seinen Kollegen jetzt ein großes Regenklärbecken ein, welches sowohl das Oberflächenwasser der Lagerfläche als auch das eines Teils der Autobahn von Schadstoffen befreit. Der Clou: Die wenigsten erkennen den Zweck dieser Anlage. Dabei ist diese im Untergrund putzmunter.

Dieses Becken erinnert an einen überdimensionierten Teich, den man in die Erde eingelassen hat: ca. 40 m lang und 15 m breit. Wie Schornsteine eines Dampfers ragen große orangefarbene Röhren senkrecht in die Höhe, sechs Stück an der Zahl. Über den Zweck dieser Anlage darf ein Laie rätseln.

Einer von mehreren LKW bewegt sich am Tag des Besuchs im Oktober vorsichtig im Rückwärtsgang an dem Becken vorbei. Er liefert 18 to Siebschutt aus dem fast in Rufweite befindlichen Schotterwerk Bochingen. Luca Saputo baut das Material mit seinem Bagger in die Fahrbahn ein, welche später das rätselhafte Becken umgeben wird. Es fehlen noch Frostschutzschicht und Asphaltdecke.

In der Anlage selbst arbeiten Viktor Hermann und Viktor Meier. Sie stehen auf einer Gabionen-Reihe, welche das Becken wie ein Rückgrat durchläuft. Vorsichtig verteilen Sie mit Rechen Sand auf darunterliegenden Folien. „Dies ist Spezialsand, der einen wichtigen Teil der Filterfunktion dieses Klärbeckens erfüllt“, erläutert Bauleiter Thomas Reckzeh. „Den darf man weder betreten noch befahren.“

In der Tat täuscht die Größe der Anlage darüber weg, dass es sich hier um ein empfindliches und nicht unkompliziertes technisches Bauwerk handelt. Denn in ihm soll das Oberflächenwasser des darüber gelegenen Lagerplatzes sowie eines Teils der benachbarten A81 mechanisch gesäubert werden. „Dieses Niederschlagswasser ist voll von Schmutzpartikeln“, ergänzt Polier Waldemar Schroth. „Reifenabrieb, Feinstaub, Schwermetalle, aber auch Ölrückstände oder Mikroplastik finden sich in ihm. Sie können sich hier absetzen und werden gefiltert. Erst dann gelangt das Wasser in die Kanalisation und schließlich in einen benachbarten Bach.“

Auch der Weg dieses Niederschlagswassers ist nicht unkompliziert. Sowohl das von der Autobahn stammende als auch das sich auf dem großen Lagerplatz sammelnde Wasser wird dort in einer Schmutzfangzelle vereinigt, um später in zwei große Fertigteilschächte am Rande des Klärbeckens gepumpt zu werden. „Diese Schächte sind richtig große und schwere Bauwerke“, sagt Waldemar Schroth. „Hier haben wir Elemente von jeweils über 50 to Gewicht verbaut.“ In diesen Schächten können grobe Partikel bereits sedimentieren. Das Regenwasser gelangt anschließend über ein Überlaufsystem in das eigentliche Filterbecken.

Hier wird es über dessen „Rückgrat“, die Gabionen-Reihe, langsam eingespült. Es durchsickert Schichten von Sand und Kies, bevor es sich ganz unten in Drainagerohren sammelt, um von dort aus die Kanalisation zu erreichen. „Ein sehr effektives Filtersystem“, sagt Bauleiter Reckzeh. „Es ist gleichzeitig langlebig, denn das Substrat muss nur alle zehn Jahre gewechselt werden. Dies ist übrigens nicht die erste derartige Anlage, die STORZ baut. Wir haben also eine gewisse Erfahrung damit.“

Zum Auftrag gehört auch der Bau von vier Treppenaufstiegen an der Autobahnbrücke der A81 sowie die Pflasterung der Widerlager. Aber diese Einbauten sind weit weniger geheimnisvoll als die Kläranlage, die rechtzeitig vor Weihnachten fertiggestellt werden konnte und die im neuen Jahr 2024 sogar begrünt wird.

Eine Grünfläche mit sechs „Schornsteinen“? Da wird sich bestimmt so mancher fragen, was genau sich da im Untergrund verbirgt. Fast schon ein Thema für einen Krimi.

 

Informationen zu den Bildern:

 

Im Klär- und Filterbecken wird das Niederschlagswasser gesäubert, bevor es in die Kanalisation gelangt.

 

Diese Anlage ist ein kompliziertes technisches Bauwerk. Auf ihrem Grund Drainagerohre.

 

Darüber Kies und Filtersand. Mittig die später durch Gabionen geschützte Versickerungsrinne.

 

Polier Waldemar Schroth und Bauleiter Thomas Reckzeh (v.l.).

Zurück