Sanierung Hochstraße in Donaueschingen: You’ll never work alone

Viele Donaueschinger richten Mitte Juli ihre Blicke auf ein Nobelhotel in Flugplatznähe: Dort haben die „Reds“ des FC Liverpool für wenige Wochen Quartier bezogen. Trainer Jürgen Klopp will sie in diesem sommerlichen Trainingslager fit machen für die nächste Saison. „You’ll never walk alone“ – die weltbekannte Hymne der Roten wird deshalb in diesen Tagen auch auf der Baar des öfteren gepfiffen und gesungen.

Ein ganz anderes Lied singen die Storzianer um Vorarbeiter Metodija Purdeski. Sie sanieren derzeit unter der Bauleitung von Sven Stutzmann die Hochstraße in Donaueschingen. Bis Mitte September wollen sie fertig sein mit der Erneuerung dieser Nebenstraße durch ein Baugebiet der 70er Jahre. „Mit rund 250 m Länge keine große Baustelle“, sagt Purdeski, der hier Polier Henry Schröder vertritt. „Dafür aber eine, die uns immer wieder vor unerwartete Herausforderungen stellt.“

Was er damit meint, wird schnell klar. Es geht um die zahlreichen Hausanschlüsse, die hier nach und nach gesetzt werden müssen. In der Baugrube müht sich Facharbeiter Manuel Volksdorf ab, eine Erdrakete in Position zu halten, um grabenlos die Bohrung für eine neue Trinkwasserleitung in die etwa 10 m entfernte Zielgrube zu treiben. Vergeblich. Obwohl der leistungsstarke Kompressor auf Hochtouren läuft, will und will dieser Hammer zur Bodenverdrängung nicht greifen. „Das Erdreich hier bietet nicht genügend Widerstand. Wir treffen sofort auf Fels“, erklärt Volksdorf und flucht. Sehr verständlich.

Überhaupt - der Fels. „Mit der Kanalverlegung und den Wasserleitungen in Straßenmitte sind wir fertig, sagt Vorarbeiter Purdeski, der mit seinen Kollegen hier Anfang Mai begonnen hat. „Die neuen DN 250-Kanäle liegen in einer Tiefe von 2,5 m, also einen halben Meter tiefer als die alten. Dumm nur, dass der Fels hier bereits bei 2,3 m beginnt.“ Entsprechend oft habe man den Radbagger mit seinem Anbaumeißel einsetzen müssen, und das habe die ganze Sache natürlich zeitlich aufgehalten.

Am Rand der Startgrube beobachtet Roland Schmutz die Szenerie. Als externer Mitarbeiter ist der altgediente Maschinist auch auf dieser STORZ-Baustelle mal wieder dabei. Dann klettert er auf einen kleinen Kompaktbagger, der bereits in der Hauseinfahrt vor der Zielgrube wartet. „Da gibt es gar nichts zu lachen“, grinst er. „Dieser Minibagger hier sieht zwar aus wie ein Spielzeug, ist aber ideal für unsere Zwecke. Und außerdem fahre ich alles.“

Manuel Volksdorf ist inzwischen umgezogen in die Zielgrube, zusammen mit der Erdrakete und den Pneumatik-Schläuchen. Von dort will er versuchen, in umgekehrter Richtung die Leitungen durchzuziehen. Wenn dies nicht klappt, wird man wohl aufbaggern müssen, und das würde hohen Aufwand und großen Zeitverlust bedeuten. Die Azubis Rouven Mink und Yasir Uzun erledigen Handreichungen, beschaffen Werkzeuge. Dann beginnt der Kompressor wieder zu arbeiten. Erst langsam, dann in immer schnellerem Takt klopft der Hammer in der Erdrakete. Metall auf Metall, nichts für ungeschützte Ohren.

„Das Ding haut ab!“ ruft Volksdorf aus der Grube und flucht erneut. In der Tat: Die Erdrakete versucht, sich schräg in den Boden zu bohren. Heute scheint wirklich der Wurm drin zu sein.

Was tun? Man berät sich. Dann der letzte Lösungsversuch: Roland Schmutz hält mit dem kleinen Löffel des Minibaggers dagegen und zwingt den Bohrhammer in Position. Erneut das laute Klopfen - erst langsam, dann immer schneller. Und endlich, endlich funktioniert es! Die Erdrakete dringt langsam ins Gestein des Felsens ein und arbeitet sich vor in Richtung Straße. Die Storzianer sind sichtlich erleichtert.

Die ganze Szenerie mitverfolgt hat Rosemarie Steurenthaler. Sie wohnt hier mit ihrem Mann seit Jahrzehnten, hat aber nie geahnt, was sich so im Untergrund ihres Grundstücks verbirgt. „Man muss sich mit dieser Baustelle einige Monate lang arrangieren“, sagt sie. Nicht ganz leicht für die gehbehinderten Herrschaften. Und dann klagt sie Metodija Purdeski ihr Leid. Immer wieder stünden fremde Fahrzeuge auf dem Parkplatz, den ihnen die Storzianer in erreichbarer Nähe reserviert hätten. Der Vorarbeiter hört zu und sagt dann nur: „Machen Sie sich bitte keine Sorgen. Da stellen wir Parkverbotsschilder hin. Dieser Parkplatz gehört dann nur Ihnen.“ Die ältere Dame ist erleichtert. „Wirklich sehr nette Leute, diese Bauarbeiter“, meint sie anerkennend.

Ein Vormittag mit Happy End also, der vielleicht auch Liverpools Trainer Jürgen Klopp und seinen „Reds“ gefallen hätte. Denn dieser allseits erfreuliche Ausgang kam ja nur durch Teamwork zustande: „You‘ll never work alone“ eben.

 

Informationen zu den Bildern:

 

Keine große Baustelle, aber eine komplexe – die Hochstraße in Donaueschingen.

 

Zahlreiche Hausanschlüsse erfordern Geduld und manchmal auch Improvisationsvermögen. Kein Durchkommen! Von dieser Seite lässt sich die Erdrakete nicht durch den Fels treiben.

 

Die Erdrakete – sie braucht Gegendruck, um sich durch Boden und Fels arbeiten zu können.

 

„Ihr Parkplatz? Den reservieren wir für Sie!“ Metodija Purdeski beruhigt die Anwohnerin Rosemarie Steurenthaler.

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