Straßenbau an Deutschlands höchstem Segelflugplatz

Am Himmel kurven die Segelflieger, kurbeln spiralförmig in der Thermik und suchen ihren Weg nach oben. Am Boden bewegen sich Storzianer in fast vergleichbaren Figuren: Sie erneuern in einem zweiten Bauabschnitt die zum Teil in Serpentinen verlaufende Fahrbahn der L433a zwischen Denkingen und dem Klippeneck. Dieser Name bringt Pilotenaugen zum Leuchten – das Klippeneck ist mit 980 m über dem Meeresspiegel Deutschlands höchstgelegener Segelflugplatz, und es soll bundesweit auch der sonnenreichste Ort sein. Eine Baustelle am Rande der Schwäbischen Alb also, wie sie idyllischer kaum sein könnte.

Genauso wie der Segelflug nur im Team möglich ist, zählt hier auf der L433a die Mannschaftsleistung. Unter der Bauleitung von Christian Fischer verwandeln seit Ende April STORZ-Polier Sven Brundisch, Maschinist Daniel Sohmer und Facharbeiter Markus Baier zusammen mit Kollegen von Spezialunternehmen diese historische Straße in eine zeitgemäße und vor allem sichere Verbindung zwischen unten und oben. „Eine lange Geschichte hat diese Straße schon“, sagt Sven Brundisch. „Das merken wir spätestens, wenn wir auf jahrzehntealte Schichten mit teerhaltigem Material stoßen, die immer wieder mit neuen Fahrbahndecken überbaut worden sind.“

In der Tat: Das Segelfluggelände oben auf dem Berg besteht seit 1932. Damals startete man noch ziemlich primitiv mit Muskelkraft und Gummiseil. Recht einfach dürfte auch der Aufbau der Klippeneckstraße zu dieser Zeit gewesen sein. Und doch waren auch damals schon Sicherungen nötig. Brundisch: „Es gibt hier noch alte Pfahlkopfbalken, die wir auch zum Teil erhalten können und mit neuen Konstruktionen verbinden. Von den 900 m Straße, die wir hier sanieren, müssen 450 m mit solch massiven Bauwerken gegen ein Abrutschen gesichert werden.“ Die Bohrungen und die Anker für diese Pfahlkopfbalken setzt im Auftrag des Gesamtauftragnehmers STORZ das Spezialunternehmen „Himmel und Papesch“ aus Bebra. Insgesamt 1700 m Pfahlanker und 2000 m Zuganker seien herzustellen, sagt Brundisch.

Zum Zeitpunkt des Besuchs im Juni läuft noch der Voraushub bis zur Unterkante des bestehenden Kopfbalkens. Anschließend setzen die Kollegen aus Hessen in den ungesicherten Bereichen alle 1,25 m senkrecht Pfähle, deren Bohrungen je nach Untergrund bis zu 13 m messen können. Es folgen Zuganker, die alle 2 m schräg ins Gestein eingebaut werden. Dann gehe es weiter mit dem Endaushub, erklärt Brundisch. Der gehe hinunter bis zur Sauberkeitsschicht und könne nur zum Teil maschinell erledigt werden. Hinter die Bohrpfähle und unter die Zuganker komme jetzt nämlich eine Drainageleitung. Sie soll etwaiges Wasser ableiten und dem Frostschutz des gesamten Bauwerkes dienen. Abschließend werde der Kopfbalken aufbetoniert, in Segmenten von jeweils zehn Metern. Da die Straße kurvig sei, könne man so die nötigen Krümmungen erzielen.

Parallel zu diesen Betonarbeiten läuft der Straßenbau. Hangseitig habe man bereits die nötigen Entwässerungsleitungen längs der Fahrbahn verlegt, sagt der Polier. Dieses Wasser werde über Querungen unter der Straße in den Wald abgeleitet. Im unteren Bereich dieses zweiten Bauabschnitts werde man die Straße abfräsen und mit einer neuen Trag- und Deckschicht versehen. Das anfallende Material könne allerdings nur zum Teil wiederverwendet und eingebaut werden; einen Großteil müssen man abfahren. Nicht zu vergessen seien die neuen Bankette, welche zur sanierten L433a als einer modernen und zeitgemäßen Landesstraße gehörten. „Diese Straße hier wird ganz differenziert erneuert“, sagt Sven Brundisch. „Wir wollen Mitte September mit allem fertig sein.“

Und dann lacht er und fügt hinzu: „Unser Problem sind nicht die Segelflieger – die kommen mit der Vollsperrung der Klippeneckstraße zurecht, weil sie einen zweiten Weg durch den Wald kennen und nutzen können. Probleme machen bei gutem Wetter oft genug Radler, wenn sie trotz Verbotsschildern durch unsere Baustelle fahren!“

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