Umbau Europaplatz Tübingen: Bauen für die kommunale Verkehrswende

Tübingen ist genauso beliebt wie belebt. Insbesondere der Europaplatz vor dem Hauptbahnhof. Ein Hotspot des ÖPNV. Ihn frequentieren pro Tag rund 30.000 Menschen auf der Suche nach Anschluss: in Zügen, Bussen, Taxen. Dieser zentrale Verkehrsknotenpunkt der Universitätsstadt wird derzeit grundlegend umgestaltet. STORZ ist für Tiefbau- und Pflasterarbeiten zuständig.

„Lässt er sich denn gelegentlich auch mal hier sehen?“ - Sven Würzinger lacht. „Ja klar! Erst gestern war er wieder da und hat Fotos gemacht!“ Der STORZ-Polier weiß natürlich sofort, wer gemeint ist: Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer. Der ist bekanntlich nicht nur ein engagierter Anwalt des öffentlichen Nahverkehrs, sondern auch ein passionierter Radfahrer. Erst kürzlich hat er in Sichtweite den hellblau gekennzeichneten Radschnellweg Europaplatz-Ost eingeweiht. Doch der endet abrupt eben an dieser Baustelle. Wer weiß: Vielleicht will das Stadtoberhaupt diskret herausfinden, wie lange es hier noch dauert?

Ein Blick in die Pläne zeigt: noch mindestens bis nächstes Jahr! Denn diese Baustelle ist richtig groß. Unter der Regie von Oberbauleiter Sebastian Ziegler und Bauleiter Kai Linder bauen Polier Sven Würzinger und seine Kollegen gleich an drei, mehrere hundert Meter voneinander entfernten Stellen. Während im Westen Storzianer Tiefbau- und Kanalarbeiten vorbereiten bzw. bereits ausführen, konzentriert sich der Polier beim Bahnhofsvorplatz auf den Oberbau. Hier ist der Tiefbau bereits abgeschlossen.

Eine Vielzahl von Arbeiten findet auf dieser großen Fläche parallel statt. Zu Füßen des Schlosses Hohentübingen und vom Fußgänger- und Busverkehr durch Schranken- und Gitterzäune getrennt, werden die Randsteine und Entwässerungsrinnen der Ankunfts- und Abfahrtssteige des künftigen Busbahnhofs gesetzt. Diese Steige sind im Unterschied zum alten System so angeordnet, dass sich die Busse später nicht mehr gegenseitig blockieren können. Sie befinden sich näher am Bahnhofseingang als die bisherigen Haltestellen, was die Sicherheit erhöht. Außerdem, so erläutert Würzinger bei Gang über die Baustelle, werde alles hier barrierefrei angelegt. Eine verbesserte Übersichtlichkeit sei den städtischen Planern sehr wichtig.

Die Wartebereiche für die Busse würden besser überdacht und böten mehr Sitzgelegenheiten, erklärt der Polier. Im Auftrag von STORZ bereiten die Kollegen des Bauunternehmens Martin aus Tuttlingen gerade die Armierungen für die Fundamente der Wartebereiche vor. Es sollen laut Plan luftige-leichte Überdachungen werden, die aber trotzdem massiv gegründet sind.

Drei alte, hochgewachsene Platanen zeugen davon, dass es diesen Platz in Tübingen schon lange gibt. Sie bleiben selbstverständlich erhalten. Derzeit stehen sie in Rabatten, die mit Substrat gefüllt werden. Die Wassersversorgungen für die Bäume sind bereits eingebaut. Später wird sich auch dieser Bereich organisch an die Pflasterungen anschließen.

Gepflastert wird der Gehweg gleich nebenan. Fleißig verlegen Spezialisten – ebenfalls im Auftrag von STORZ – Betonsteine nach einem ausgeklügelten Muster. Acht verschiedene Größen, Farben und Oberflächenstrukturen gilt es, zu einem harmonischen Ganzen zu kombinieren. So wie hier soll einmal der ganze Europaplatz gepflastert werden.

Wenn Mitte nächsten Jahres dieses Vorzeige-Projekt im Gesamtwert von rund 60 Mio. Euro fertiggestellt sein wird, werden weite, heute für den motorisierten Verkehr genutzte Flächen für Kraftfahrzeuge oberirdisch tabu sein – zum Parken gibt es eine neue Tiefgarage. Dies zugunsten von radfahrer- und fußgängerfreundlichen Bereichen, die sich harmonisch mit dem Anlagenpark und dessen See verbinden. Es wird eine weitere „gute Stube“ der Universitätsstadt sein, mit viel Grün und mit ganz viel Vorbildcharakter.

Vielleicht schaut Tübingens Oberbürgermeister ja gelegentlich vorbei, um das Werden dieses Jahrzehnt-Projektes seiner Stadt für sich und für die kommunale Verkehrswende zu dokumentieren?

Zurück